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In den Hopfengärten und Braustätten der Eifel |
Sonntag, den 28. Februar 2010 um 19:11 Uhr |
Von Joachim Schröder Die Hopfenpflanzer der Südeifel binden drei Triebe am Steigdraht der mächtigen Gerüste im Hopfengarten an der Prüm an. Ende Juli fängt die Blütezeit an, reif sind die Dolden Anfang September. Hopfenpflücker schneiden die oberirdischen Teile der Pflanze ab, fahren das Erntegut nach Hause und "dappen" (trocknen) es. Nach einer Woche Lagerung wird der Hopfen gepresst und in Säcke abgefüllt. Ein Siegelmeister prüft den Hopfen und versieht jeden Sack mit einem amtlichen Siegel und einer Urkunde, in der die Herkunft bestätigt wird. Nun geht das Biergewürz zum Händler oder in die Brauereien. In kleinen häuslichen Brauereien wurde früher das Bier hergestellt, einzig im Tal der Kyll gab es Brauereibetriebe. Die Zentren waren Kyllburg, Malberg und St. Thomas. Das Kloster St. Thomas kann man als dasjenige annehmen, dass den Hopfen an die Kyll brachte. Es hatte eigene Hopfengärten und lebte zeitweilig vom Verkauf des "grünen Goldes", wie aus dem 18. Jahrhundert belegt ist. Der Absatz des Kyll-Hopfens beschränkte sich nicht nur auf die regionalen Märkte Prüm, Bitburg und Trier, Hopfen wurde bis nach Frankfurt und Münster geliefert. Bierbrauer an der Saar, dem Hunsrück, aus Münstereifel oder Euskirchen kauften ihre Hopfenanteile in St. Thomas. 1863 gründete man einen Hopfenbauverein, der bis zu 380 Mitglieder zählte. Es war ein blühender landwirtschaftlicher Zweig mit einer guten Hopfenqualität und besten Erträgen. Erst ein Preisverfall und die starke süddeutsche Konkurrenz führten zu einem Ende des Anbaus im Kylltal. Zwei Sudetendeutsche, die es nach dem Zweiten Weltkrieg in die Eifel verschlagen hatte, gelten als Pioniere auf dem Gebiet des Hopfens im Prümtal. Einer entstammte einer Hopfenpflanzerfamilie und brachte seine "Fechser", junge Hopfenpflanzen, mit. Die Bitburger Brauerei förderte den Anbau auf einer 2,5 ha großen Fläche bei Holsthum. Im Jahre 1965 übernahm Herbert Dick aus Holsthum alle Hopfengärten und erweiterte zunächst auf 7 Hektar. Dank seiner unternehmerischen Fähigkeiten entstand durch moderne Technik, etwa beim Pflücken und dem Bau einer Hopfenhalle mit neuer Darre ein hochqualifizierter Betrieb, der es heute auf eine ausgezeichnete Qualität bringt. Das Anbaugebiet ist staatlich anerkannt und das Hopfensiegel Bitburg erteilt. In der Siegelhalle Holsthum wird alljährlich durch einen vereidigten Siegelmeister die Ware gewogen und gesiegelt. Wohlbekannte Redensarten:
Häusliches Brauen war früher sehr beliebt. Für das Bierbrauen waren die Frauen zuständig. Ein altes Rezept für das Hausbier nennt die Zutaten: Wasser, Weizenkleie, Mehl, Hopfen, Syrup, Ingwer und Bierhefe. Zahllose kleine Brauereien im gewerblichen Sinne gab es seit dem 17. Jahrhundert in der Eifel. In Schleiden wird ein Brauer 1471 erwähnt. Im Jahre 1668 verdienten 15 von 77 Schleidener Haushalten als Brauer, Zapfer oder Küfer an der Bierproduktion. In Euskirchen gab es 1640 sieben Brauer, in Münstereifel waren von 1714 bis 1735 sieben Brauhäuser genehmigt. Auch Kronenburg, Blankenheim, Gemünd, Reifferscheid, Prüm und Kommern hatten ihre Brauhäuser. Eine Quelle des Landratsamtes Prüm von 1852 belegt, dass es im Bereich des Amtes drei Brauereien gegeben hat: in Waxweiler (Jahresproduktion 90 Fuder), eine zweite in Waxweiler (60 Fuder) und eine in Stadtkyll (41 Fuder). Insgesamt beschäftigten die Brauhäuser siebe Arbeiter. Zum Absatz wird vermerkt, dass das Bier "an auswärtige Wirte und im Haus verkauft wird". Die Brauereibesitzer waren zudem Gastwirte, die in erster Linie für das eigene Gasthaus den Gerstensaft produzierten. In den bäuerlichen Haushalten wurde das Bier nicht nur als Getränk genutzt, es diente auch zur Verfeinerung von Speisen. Karpfen wurden in Bier gekocht, Hammelfleisch im Bier geschmort. Früchte ließ man in einem Biersud ziehen, um ihnen besonderen Geschmack zu verleihen. Es wurde gar ein "Bier- oder Malzbrot" gebacken, das als besonders nahrhaft galt. Abends kam häufig eine Biersuppe auf den Tisch, bestehend aus dem Gerstensaft, Milch und Gewürzen. Bier galt vielfach auch als Medizin, besonders bei Magen- und Darmleiden, aber auch bei Unruhe und nervösen Leiden. Doch erst mit der Begründung der Bitburger Brauerei im Jahre 1817 wurde die Eifel als "Bierland" weltweit bekannt. Das Bitburger Unternehmen, das sich bereits in der siebten Generation in Familienbesitz befindet, ist heute eine der größten Biermarken Deutschlands, sogar das meistgezapfte Bier. Den Hopfen erhält man aus dem Prümtal und der Holledau, Gerste aus den besten Anbaugebieten Deutschlands, die Hefe aus einer eigenen Reinzucht und das Wasser aus brauereieigenen Brunnen. "Gott fürchten macht selig, Ein "Loblied" von 1784 lautet: |